BLUE CAP INSIGHTS
„Wir wollen beim Thema Transaktionen jetzt richtig Gas geben!“
Die Blue Cap hat für 2024 eine höhere Transaktionsdynamik angekündigt. Was genau plant ihr?
Henning von Kottwitz: Im Fokus steht ganz klar die Erzielung nachhaltiger Wertsteigerungen über unser bekanntes Geschäftsmodell „Buy, Transform, Sell“. Bis Ende 2026 wollen wir den Net Asset Value auf 60 € pro Aktie steigern. Hierfür sind deutliche Verbesserungen durch die Transformation unseres bestehenden Portfolios notwendig und Wertrealisierungen durch Verkäufe sowie die Verstärkung unseres Portfolios durch gezielte Akquisitionen. Wir wollen beim Thema Transaktionen jetzt richtig Gas geben! So streben wir für dieses Geschäftsjahr den Verkauf von ein bis zwei Unternehmen und den Erwerb von mindestens einem Unternehmen an.
Ihr habt hierfür auch die Investitionskriterien angepasst, worauf fokussiert sich die Blue Cap zukünftig?
Henning Eschweiler: In den vergangenen Jahren lag der Investitionsschwerpunkt auf Unternehmen mit gesunden Geschäftsmodellen und bereinigten EBITDA-Margen von 7-10 %, bei denen die Wertsteigerungsperspektive vor allem im Topline-Wachstum und im Deleveraging lag. Wir verfolgen seit meinem Einstieg wieder einen sehr aktiven Beteiligungsansatz. Damit sind wir im Bestandsportfolio messbar erfolgreich. 2023 haben wir natürlich überwiegend auf exogene Einflüsse reagiert, die nicht Teil der Transaktionsrationale der betroffenen Unternehmen waren – aber ungeachtet dessen haben wir damit als Investor bewiesen, dass wir Turnaround und Transformation können. Exakt das ist zukünftig der Kern unserer Investmentstrategie: Ertragssteigerung durch aktives Turnaround-Management. Wir schauen dabei auf Targets zwischen EUR 20 und 200 Mio. Umsatz und einer bereinigten EBITDA-Marge von 0-5 %. Das Wichtigste ist aber, dass wir einen gesunden Kern identifizieren können, der die Relevanz des Zielunternehmens nachhaltig begründet. Mit unserer Restrukturierungsexpertise legen wir diesen gesunden Kern frei, der dann das Fundament eines adjustierten, zukunftsfähigen Geschäftsmodells bildet.
Was können sich die Leserinnen und Leser unter Sondersituationen vorstellen?
Henning von Kottwitz: Wir schauen uns besonders Unternehmen an, die an einem Wendepunkt in ihrer Unternehmensgeschichte stehen. Dieses können Umbruchsituationen mit umfangreichem Restrukturierungsbedarf oder ungelöste Nachfolgesituationen und Konzernabspaltungen umfassen. Durch den Investmentfokus bieten sich in den nächsten Jahren – auch aufgrund der Konjunkturlage in Deutschland – zusätzliche attraktive Optionen für Zukäufe. Im Mittelpunkt der Investitionsentscheidung steht ein klares operatives Verbesserungspotenzial sowie Wertsteigerungsperspektiven auf Basis eines nachhaltig stabilen Geschäftsmodells. Dem B2B-Sektor im Bereich industrieller Güter und Services bleiben wir treu, wobei wir hier nicht auf bestimmte Branchen festgelegt sind.
Wie sieht es bei den Verkäufen aus, wann ist ein Portfoliounternehmen reif für einen solchen Schritt?
Henning Eschweiler: Wir schauen in drei Dimensionen auf unserer Portfolio. Erstens müssen wir aufzeigen können, dass uns der Turnaround messbar erfolgreich gelungen ist. Zweitens konzentrieren wir uns vom Closing-Tag an auf die ‚Exit Readiness‘ des Unternehmens. Hiermit sind alle Aspekte gemeint, die nicht unmittelbar ertragssteigernd sind, aber unseren späteren Transaktionserfolg maßgeblich beeinflussen können: Dazu gehört eine klare und attraktive Equity Story, die bereits Potentiale berücksichtigt, die erst durch den nächsten Eigentümer gehoben werden, aber auch ‚Content Readiness‘, also absolute Klarheit in den kfm. Steuerungssystemen, sowie in der LKSG- und ESG-Dokumentation – in diesen Disziplinen profitiert unser Portfolio übrigens von der Börsennotierung der Blue Cap AG und dem damit einhergehenden Anspruch an die Datenqualität. Drittens schauen wir natürlich auf die Dynamik im Transaktionsmarkt. Hier funktioniert M&A wie jeder andere Handelsplatz: Den besten Return erreichen wir, wenn Wettbewerb um unsere Assets entsteht. Weil wir das nur bedingt beeinflussen können, arbeiten wir schnell, fokussiert und konsequent an den ersten beiden Säulen, denn Geschwindigkeit ist der beste Weg das Timing-Risiko zu mittigeren.