PORTFOLIO DEEP DIVE

Interview mit Raphael Freundl, Investment Manager bei der Blue Cap AG

Lisa Marie Schraml (Investor Relations @ Blue Cap AG) tauscht sich mit Raphael Freundl über das Turnaround-Programm bei unserer Beteiligung INHECO aus.

Raphael Freundl ist seit Anfang 2020 als Investment Manager bei der Blue Cap tätig. Nachdem er zunächst schwerpunktmäßig Aufgaben im Bereich M&A übernahm, unterstützt er seit 2022 zusätzlich das Portfoliomanagement, um die operative Transformation einzelner Beteiligungen voranzutreiben. Eine seiner Aufgaben im vergangenen Jahr war die Begleitung des Turnaround-Programms bei INHECO.

Raphael, kannst du für unsere Leserinnen und Leser die INHECO und ihre jüngste Entwicklung kurz vorstellen?

Gerne. INHECO ist ein Hersteller diverser Komponenten für die Laborautomation. Zu den Produkten zählen Heiz-, Kühl- und Schüttelbaugruppen, Inkubatoren und Thermocycler. Das Unternehmen beliefert eine breite Kundengruppe aus dem Life-Science-Sektor und der Diagnostik.

Die Jahre 2020 und 2021 waren bei INHECO von starkem Wachstum geprägt. Dieses wurde insbesondere von der Corona-Pandemie und den damit zusammenhängenden Investitionen in Testkapazitäten sowie der Automatisierung und Digitalisierung im Biotech-Bereich getrieben. Auf dieser Grundlage plante das Unternehmen, das Wachstum im Jahr 2023 fortzusetzen und investierte stark in die weitere Professionalisierung interner Strukturen, in Produktionskapazitäten, R&D und den Ausbau des Vertriebs.

Leider hat sich die nach Ende der Pandemie abflauende Dynamik im Medizintechnikmarkt 2023 auch stark auf INHECO ausgewirkt. Ab April spürten wir einen signifikanten Nachfragerückgang. Dieser stand im Gegensatz zu den bereits initiierten substanziellen Expansionsinvestitionen, was Ergebnis und operativen Cashflow erheblich belastete. Als Konsequenz haben wir umgehend gemeinsam mit der Geschäftsführung das Turnaround-Programm „Restart 2023“ initiiert.

Das klingt nach umfangreichen Maßnahmen. Kannst du uns diese etwas näher beschreiben?

Unsere vorrangige Zielsetzung bestand zunächst darin, Transparenz hinsichtlich der verfügbaren Liquidität herzustellen und diese abzusichern. Zu diesem Zweck haben wir eine wöchentliche Liquiditätsplanung implementiert und INHECO aktiv bei den Gesprächen mit den engagierten Banken unterstützt.

Das parallel hierzu gestartete Programm „Restart 2023“ zahlt im Wesentlichen auf zwei Kerndimensionen des Blue Cap Transformationsradars ein: ‚Margin‘ und ‚Balance Sheet‘.

Im Bereich ‚Margin‘ ging es in diesem konkreten Fall darum, das Ergebnis abzusichern und in den positiven Bereich zurückzuführen. Hier mussten wir einen signifikanten Personalabbau vornehmen und haben die Sachkosten halbiert. Dabei haben wir selbstverständlich darauf geachtet möglichst sozialverträglich vorzugehen und zu berücksichtigen, dass durch den Personalabbau zukünftige Wachstumsmöglichkeiten nicht beeinträchtigt werden. Im Bereich der Sachkosten konnten wir mit Hilfe einer detaillierten Analyse bereits sehr zeitnah deutliche Einsparungen vornehmen. Hierzu zählten zum Beispiel Kostensenkungen im Marketing, bei Reisen sowie reduzierte Büro- und Produktionsflächen. Diese Maßnahmen ermöglichten es INHECO, die Kostenstruktur flexibler an das erwartete niedrigere Umsatzniveau anzupassen.

Im Bereich ‚Balance Sheet‘ galt es, durch die Reduktion von Working Capital die Cash-Position zu stärken. Dies geschah maßgeblich durch den spürbaren Abbau von Vorräten. Des Weiteren haben wir neue Planungsprozesse implementiert, um das Working Capital Management grundlegend zu optimieren.

Begleitet wurden alle Maßnahmen durch regelmäßige Abstimmungen zwischen der Blue Cap und der Geschäftsführung der INHECO. Wir etablierten ein Steering Committee und führten ein Projekt Management Office (PMO) ein. Somit hatten wir zu jeder Zeit ein vollumfängliches Bild über den Fortschritt der Zielerreichung.

Der Vorteil bei INHECO war, dass das Unternehmen vor dem starken Wachstum der Corona Jahre bereits profitabel gewirtschaftet hat und wir eine gesunde Zielstruktur hatten. Diese Tatsache vereinfachte die Planung und die Definition der Maßnahmen erheblich.

Wie sieht es mit den konkreten Effekten aus diesen Maßnahmen aus?

Dank der sofort ergriffenen Maßnahmen konnten wir die Probleme bei INHECO im Jahr 2023 rasch in den Griff bekommen – das Unternehmen blieb zu jeder Zeit vollumfänglich handlungsfähig.

Und die Erfolge können sich sehen lassen: Die Gesamtkostenersparnis beläuft sich auf einen mittleren einstelligen Millionenbetrag. Sehr positiv macht sich auch das verbesserte Working Capital Management bemerkbar. Dieses ermöglichte bereits im zweiten Halbjahr 2023 einen positiven operativen Cashflow, was auch vor dem Hintergrund des substanziellen Personalabbaus eine bemerkenswerte Leistung ist.

In Summe führt das Turnaround-Programm dazu, dass INHECO ab 2024 wieder ein deutlich positives Ergebnis erzielen wird. Für uns zählt aber nicht nur dieses Jahr. Vielmehr ist es unser Ziel, mit dem Turnaround-Programm den Grundstein für eine nachhaltig positive Entwicklung zu legen. Zumal das zugrundliegende Geschäftsmodell unverändert sehr zukunftsträchtig ist. Dafür braucht es aber auch die Akzeptanz der Belegschaft. Unter der Führung von Günter Tenzler (Geschäftsführer von INHECO) ist es dem Management unseres Erachtens sehr gut gelungen, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine klare Perspektive aufzuzeigen. Hierzu haben die zu Beginn des Programms präzisen Analysen und alle initiierten Maßnahmen sowie deren konsequente Umsetzung erfolgreich beigetragen.

Wir blicken für das Unternehmen entsprechend optimistisch auf die kommenden Jahre. Dieser Optimismus wird von einem grundsätzlich intakten Branchentrend genährt, der sich in den Erwartungen anderer Marktteilnehmer widerspiegelt.

Guten Tag, mein Name ist Annika Küppers

Investor Relations & Corporate Communications


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