PORTFOLIO DEEP DIVE

Interview mit Ulf Weber, Portfolio Director bei der Blue Cap AG

Lisa Marie Schraml (Investor Relations Managerin bei der Blue Cap AG) spricht mit Ulf Weber über das Restrukturierungsprogramm bei unserer Beteiligung Neschen.

Ulf Weber stieg im August 2019 als Portfolio Manager bei der Blue Cap ein und kann bereits große Erfolge im Beteiligungsportfolio vorweisen. So verantwortete er in den vergangenen vier Jahren u.a. als kommissarischer CFO die sehr erfolgreiche Restrukturierung von con-pearl und managte als Geschäftsführer den Geschäftsmodellumbau und den anschließenden Verkauf von Gämmerler an einen strategischen Investor. Nun ist er seit Anfang 2023 als Portfolio Director auch für die methodische Weiterentwicklung des gesamten Portfoliomanagements mitverantwortlich. Dabei betreut er weiterhin die operative Entwicklung bei con-pearl, H+E und Neschen. Bei letztgenannter setzte er in den letzten Monaten gemeinsam mit dem Management vor Ort ein umfangreiches „Fitnessprogramm“ um, das bereits erste Früchte trägt. Im Interview geht er hierauf detailliert ein und gibt einen Ausblick auf die weitere Entwicklung bei Neschen.

Ulf, kannst du für unsere Leserinnen und Leser zunächst grundsätzlich erläutern, wie die Zusammenarbeit zwischen der Blue Cap Holding und ihren Portfoliogesellschaften funktioniert?

Grundsätzlich ist jeder Portfoliogesellschaft ein Mitglied aus dem Portfolioteam als Verantwortlicher und „first point-of-contact“ zugewiesen. Zentrales Steuerungsformat ist das monatliche Shareholder-Review-Meeting (SRM), an dem auch der Blue Cap-Vorstand teilnimmt. Hier besprechen wir aktuelle Entwicklungen, Chancen und mögliche Risiken. Darüber hinaus findet das „Sparring“ zwischen der Blue Cap und den Geschäftsführungen statt. Das heißt, wir stoßen gemeinsam Initiativen und Projekte an, die auf die Werthebel unseres Transformationsradars einzahlen. Über das PMO (Project Management Office) stellen wir dann Umsetzungshärte und -geschwindigkeit sicher.

Ein solches Projekt war 2023 das „Fitnessprogramm“ bei Neschen. Was hat es damit auf sich?

Neschen hat im zweiten Halbjahr 2022 intensiv an den Prozessen im Bereich Produktion gearbeitet und dabei sehr gute Ergebnisse erzielt – in der letzten Woche vor Weihnachten wurde sogar ein neuer Auslieferungsrekord erzielt! Auf dieser Basis sollte 2023 das Wachstum, insbesondere im Fokusbereich der Industrial Applications, weiter vorangetrieben werden. Leider mussten wir direkt am Jahresanfang feststellen, dass aufgrund von De-Stocking-Maßnahmen bei Kunden und der beginnenden Konjunkturabkühlung, gerade im Geschäftsbereich Graphics, in der zweiten Hälfte des ersten Quartals eine Umsatzlücke drohte. Dank des Monitoringsystems erkannten wir das frühzeitig, noch lange bevor es sich in den Finanzkennzahlen oder der Auslastung der Produktion bemerkbar gemacht hat. So haben wir wertvolle Wochen bei der Einleitung von Gegenmaßnahmen gewonnen.

Wie ging es seitdem weiter?

Wir haben zunächst mit dem Management vor Ort Sofortmaßnahmen eingeleitet. Die Abstimmungszyklen mit dem Vertrieb wurden verkürzt, um ein noch genaueres Bild auf die Entwicklung zu haben. Wir entwickelten Pläne für Kurzarbeit, die bei Rückgang der Auslastung sofort und flexibel umgesetzt werden konnten. Außerdem intensivierten wir gemeinsam mit dem Leiter Supply Chain und Produktion das Management des Working Capital, um die Cash-Position zu stärken. Dadurch ist Neschen trotz der deutlichen Umsatzrückgänge in der folgenden Zeit jederzeit vollumfänglich handlungsfähig geblieben.

Kannst du uns das dann folgende Fitnessprogramm näher erläutern? Auf welche wesentlichen Ziele zahlt es ein?

Nachdem sich abzeichnete, dass das Umsatzniveau sich erst mittelfristig wieder erholen würde, hat die Geschäftsführung gemeinsam mit uns umfangreichere Maßnahmen ausgearbeitet. Dabei war es allen wichtig, nicht nur die unmittelbare Situation zu bewältigen, sondern auch die Chance zu nutzen, Neschen auf eine bessere Ausgangsbasis für eine nachhaltig positive Entwicklung zu bringen.
Das Fitnessprogramm zielt auf vier Kerndimensionen unseres Transformationsradars ab, um das gewünschte Zielbild der Gesellschaft zu erreichen: Neschen ist Problemlöser im Bereich selbstklebender Beschichtungslösungen. Den Bereich „Growth“ adressiert das Fitnessprogramm durch die Verbesserung des Vertriebs. Es wurden zum Beispiel zusätzliche Kapazitäten in den Vertrieb Industrial Applications verschoben, um hier noch mehr Wirkung erzielen zu können. Außerdem hat die Geschäftsführung ein bereichsübergreifendes „Team for Innovation“ gegründet, um die Innovationskraft zu stärken und damit die Absatzchancen in allen Geschäftsbereichen zu verbessern. Die Kosteneinsparmaßnahmen, vor allem im Bereich Personal- und Sachkosten, betreffen den Bereich „Margin“ – hier wird die Ergebnisqualität verbessert und die Resilienz erhöht. Das Management des Working Capital, ein klassisches Thema aus dem Bereich „Balance Sheet“, sichert die finanzielle Handlungsfähigkeit. Last but not least spielt der Bereich „People & Culture“ eine ganz zentrale Rolle beim Gelingen der Transformation. Die unteren Managementebenen wurden gezielt gestärkt, um Entscheidungen zu beschleunigen und Abläufe zu verschlanken. Außerdem entwickeln wir die Organisation an entscheidenden Stellen weiter.

Welche Erfolge konnten durch das Fitnessprogramm konkret erzielt werden?

Gemessen am Gesamtjahr konnten wir die Personal- und Sachkosten im Vorjahresvergleich um über 15 % senken. Durch das Working Capital Management ist der operative Cashflow bis ins dritte Quartal trotz der deutlichen Umsatzrückgänge auf Plan. Die eher kurzfristigen Maßnahmen des Fitnessprogramms sind damit im Wesentlichen abgeschlossen.
Hinsichtlich der auf Wachstum und Organisationsentwicklung abzielenden Maßnahmen sind wir naturgemäß noch in der Umsetzung. Gemeinsam mit dem Vertrieb Industrial Applications werden gerade konkrete Initiativen und Ziele für das nächste Jahr erarbeitet. Das Produktmanagement ist mitten in der Bereinigung des Produktportfolios, damit sich Neschen künftig auf die Werttreiber fokussieren kann. Hinsichtlich Innovationen sind einige Produktideen in Bearbeitung, die im kommenden Jahr vorgestellt werden sollen.
Damit die unteren Managementebenen ihrer gesteigerten Verantwortung besser nachkommen können wurde ein Coachingprogramm gestartet. Gemeinsam mit meiner Kollegin Carolin Scheffer (Director People & Culture) arbeiten wir zudem an der Besetzung von einigen Schlüsselpositionen in der Organisation.

Im Portfoliomanagement ist langfristiges Wachstum das zentrale Ziel. Wie stellt die Blue Cap sicher, dass die im Rahmen des Restrukturierungsprogramms erzielten Verbesserungen nachhaltig sind und Neschen langfristig floriert?

Wie du weißt, messen wir bei der Blue Cap Fortschritte engmaschig anhand wesentlicher KPIs und unterstützen die Geschäftsführung bei der Umsetzung. Hier schließt sich auch der Kreis zur ersten Frage: alle wesentlichen Maßnahmen werden über das PMO getrackt. Im Rahmen der SRM besprechen wir monatlich den aktuellen Status. So können wir eine kontinuierliche Bearbeitung der Themen sicherstellen, behalten aber auch die nötige Flexibilität, um auf aktuelle Entwicklungen zu reagieren.
Insgesamt sind wir mit dem bisher Erreichten absolut zufrieden und sehen uns auf einem guten Weg für die Weiterentwicklung der Neschen zu einem Problemlöser im Bereich selbstklebender Beschichtungslösungen und der Rückkehr auf einen profitablen Wachstumspfad.

Produktionshalle von Neschen in Bückeburg

Guten Tag, mein Name ist Lisa Marie Schraml

Investor Relations & Corporate Communications


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